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MAXIMILIAN, Kaiser von Mexiko, eigentlich Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich, 1832-186...
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MAXIMILIAN, Kaiser von Mexiko, eigentlich Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich, 1832-1867. Konvolut von 3 e. B. m. U. bzw. Paraphe (Ferdinand Max, FM), Jacht Phantasie, 29. 4. 1859, 2 S., 8vo.; ebd., 7. 5. 1859, 4 S., 8vo.; 2 e. Notizzettel, o. O., o. D., (Mexiko, um 1865), je 3/4 S., 8vo.; sowie 6 Diktatschreiben m. e. U. bzw. Paraphe (Ferdinand Max, FM, Maximilian), Verona, 19. 6. 1859, 3 S., 4to.; Miramare, 9. 8. 1859, 1 S., 4to.; ebd., 18. 8. 1859, 3 S., 4to.; Mexico, Palacio National, 19. 9. 1865, 9 S., 8vo.; Mexiko, 8. 12. 1865, 9 S., 4to.; Chapultepec, 8. 4. 1866, 10 S., 8vo.; zusammen 47 S. (!), tw. kl. Läsuren, 2 e. Kuverts. Beilage: Erzherzog Karl Ludwig: E. B. m. U. (Carl), Artstetten, 9. 10. 1866, 2 S. kl.-8vo., e. Kuvert. Die teilw. außergewöhnlich umfang- und inhaltsreichen Schreiben sind an Baron Alfons de Pont, Ministerialrat im k. k. Ministerium des kaiserlichen Hauses und des Äußeren gerichtet. Da Kaiser Maximilian mit Baron de Pont durch ein von der einschlägigen Literatur bisher wenig beachtetes Naheverhältnis verbunden war, äußert er sich in den vorliegenden Briefen zu verschiedenen Fragen in seltener Klarheit und Offenheit und bietet so herrvorragende Einblicke in seinen Charakter und seine politischen Ziele. Ganz besonderes Interesse dürfen wohl auch seine ausführlichen Analysen der innenpolitischen Situation Mexikos beanspruchen. "... Lieber Baron de Pont! Im Besitze der trefflichen Büchersammlung, welche Sie die Freundlichkeit hatten mir zu bestellen, beeile ich mich Ihnen hiefür meinen wärmsten und aufrichtigsten Dank auszu-sprechen. Mit wahrhaft staatsmännischem Geiste und seltenem Verständnisse haben Sie, ver- ehrter Baron, diese Sammlung zusammengestellt; Sie können nicht ahnen welche Vorteile Sie mir dadurch verschafft haben. In meiner jetzigen schweren Stellung und in einem Lande wie Mexiko, wo so vieles zu schaffen ist, ist dieser Bücherschatz von unnennbarem Werte. Aber auch jedes mal, wenn ich den Wert desselben einsehe, denke ich dankbar an denjenigen, dessen Takt und Kentnisse mir diese große Hilfe verschafft haben. Ich bin gerade beschäftigt diese auserlesene Bibliothek in meinem lieben friedlichen Chapultepec systematisch ordnen zu lassen, und mit wahrer Wollust durchblättere ich schon jetzt die vielen nützlichen Werke, welche mir eine unversiegliche Quelle nützlicher Kenntnisse, Ratschläge und Winke sein werden, und schon jetzt habe ich die Überzeugung gewonnen, daß die Sendung ganz meinen Erwartungen entsprochen hat. Möge der Tag kommen, wo ich Ihnen meine kleine Bibliothek, meinen Juwelenschrank, persönlich zeigen kann. Wie oft sehne ich mich Sie hier zu sehen und stets werde ich es bedauern, daß Mißverständnisse Sie von einer schönen und interessanten Stellung in unserem prächtigen Mexiko fern gehalten haben. Es gehört zum Geschicke Österreichs, daß nie eine gute Idee zur Frucht reifen kann; es sind immer nur Knospen, die selbst vor der Blüte abfallen. So ist es mit dem österreichischen Gesandtschaftsposten in Mexiko geschehen. Ich hatte Sie hergewünscht um mein ehemaliges Land würdig vertreten zu sehen, um meinem neuen Lande zu zeigen, daß es in Österreich Staatsmänner gibt. Nun ist leider das gerade Gegenteil eingetreten, der gute, dicke Thun ist zwar jetzt der Doyen des diplomatischen Corps, aber trotzdem spielt er die traurigste Rolle, und ist das Stichblatt seiner Collegen. Es war nicht klug in einem ganz neuen Lande Österreich so repräsentieren zu lassen. Wie ganz anders hätte mein Kandidat geglänzt! Trotz allem Geschwätze und allen Räubergeschichten, welche amerikanisches Geld in die europäischen und zumal in die österreichischen Zeitungen streut, sind wir hier sehr wohl und zufrieden und um diesem Gefühle einen markanten Ausdruck zu geben, kann ich Ihnen nur sagen, daß wenn ich mich jetzt wieder nach Miramar denken könnte, und die mexikanische Deputation abermals käme, ich nach allen gemachten Erfahrungen, gar nicht mehr zaudern, gar keine Bedingungen stellen, sondern mit reinem, frischen, fröhlichen "Ja" annehmen würde. So wie Guatimotzin liege auch ich nicht auf Rosen, der Dornen gibt es manche; aber ich habe ein weites Feld der Tätigkeit, ich kann für meine Nebenmenschen Gutes wirken... Ich kann dabei zugrunde gehen aber das Bewußtsein kann mir niemand nehmen mit gutem Willen für eine erhabene Idee mitgearbeitet zu haben, und dies ist immer besser und tröstlicher, als im alten Europa im Nichtstun zu verfaulen. Es gibt Leute, welche das Leben, welches meine jüngeren Brüder führen, philosophisch finden, mir wäre eine solche Existenz der Tod bei lebendigem Leibe, und was noch ärger ist, ich finde sie lächerlich. Es gibt nichts erbärmlicheres als ein apanagierter Prinz, der eine sogenannte sorgenlose Existenz führt... (19.9.1865; Dieser Brief, dessen Konzept im Archiv Kaiser Maximilians von Mexiko im Haus- und Hof- und Staatsarchiv verwahrt wird, wurde aufgrund seiner Bedeutung bereits bei Egon Caesar Conte Corti, Maximilian und Charlotte von Mexiko, 1924, Bd. 2, S. 129f. ausführlich zitiert und erörtert. Auszugweise ist das Schreiben auch wiedergegeben bei Brigitte Hamann, Mit Kaiser Max in Mexiko..., 1983, S. 33). Das Land ist weder ultrakatholisch noch reaktionär. Der Einfluß der Geistlichkeit ist so zu sagen null, der Einfluß der altspanischen Ideen ganz und gar gebrochen; aber andererseits ist das Land auch noch nicht liberal im guten Sinne, wie Teran glaubt oder wenigstens hofft. Das Land ist desorganisiert durch fünfzig Jahre steten Wechsels und durch die fortwährende Inmoralität seiner Regierungen, seien sie sogenannt liberal oder conservativ gewesen, alle politischen Fragen drehten sich bis jetzt um Besitz und um Geld, um "Nehmen" oder "Nichtgeben". Das Land langsam und bedächtig zu organisieren das ist die jetzige Frage und die Frage der Zukunft; in dieser Aufgabe gibt es keine Sprünge und keine Wunder und hüte ich mich sehr vor dem einzigen Fehler meines Vorgängers Juarez, der mit seinen Reformen alles in der kurzen Zeit seiner Präsidentschaft brechen wollte. Eine naturgemäße Entwicklung, eine ruhige Überzeugung sind das einzige, was man anstreben darf; alle brillianten Feuerwerke müssen beiseite gelassen werden; solche Experimente sind in Europa möglich, wo man mit abgestumpften Nerven zu tun hat, nicht hier, wo alles Jugendkraft und Überfülle ist... Die Leute müssen mich erst jahrelang kennelernen und ich bin zufrieden, wenn mit Gottes Hilfe die Afeccion bei meinem 25jährigem Regierungs-Jubiläum zum Durchbruch kommt... (8.12.1865). Bei Ihnen drüben jenseits des großen Wassers dürfte es jetzt schon ziemlich bunt zugehen; im Norden die Herzogtümer, im Süden die Fürstentümer, die Ambition Bismarcks und die immer noch nicht gefundene Organisation Österreichs, alles das zusammen muß ziemlich Feuer und Flamme geben; was Sie vielleicht rettet, ist, daß Napoleon bald 60 Jahre alt ist und sich nach Ruhe sehnt, und daß in England alles miserabel geworden ist; trotzdem knattert bei Ihnen schon das Kleingewehrfeuer oder rollt gar schon der Kanonendonner. Es wäre eigentümlich wenn über den Wässern der Krieg und bei uns Leuten des jungen Continents der Friede einziehen würde... " (8.4.1866). Der ebenfalls an de Pont gerichtete Brief des Erzherzog Karl Ludwig befaßt sich mit der 1866 ausgebrochenen Geisteskrankheit der Ge- mahlin Maximilians, Kaiserin Charlotte, geb. Prinzessin von Belgien: "... Wir sind erschreckt durch die Nachricht, die heute in der Zeitung ist, von der Erkrankung meiner Schwägerin Charlotte. Die Erkrankung scheint bedenklich zu sein und gar traurig, daß der Irrenarzt Blanche aus Brüssel berufen wurde. Sie würden mich und meine Frau sehr verbinden, wenn Sie so freundlich sein wollten, mir gleich zu schreiben, was man darüber sicheres weiß vielleicht gerade beim Ministerium des Äußeren durch unsere Botschaft?... Wie mich mein Bruder deuert, wenn sich dieser Krankheitszustand bestätigt. Es wird wohl die geistige Überanstrengung daran schuld sein, in Verbindung mit den ungünstigen Nachrichten, die Charlotte aus Mexiko erhalten haben wird... " (9.10.1866). Alles in allem stellt die hier vorliegende Korrespondenz - gerade in Anbetracht des tragischen Ausgangs des mexikanischen Abenteuers - höchst beeindruckendes Quellenmaterial von ganz hervorragender historischer Bedeutung dar. EURO 8.000 US $ 7.200
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