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FÉLIX VALLOTTON (1865-1925) M ORANGES ET MYOSOTIS Öl auf Leinwand Oben links signiert und datiert...

Currency:USD Category:Everything Else / Other Start Price:NA Estimated At:68,000.00 - 101,900.00 USD
FÉLIX VALLOTTON (1865-1925) M ORANGES ET MYOSOTIS Öl auf Leinwand Oben links signiert und datiert...
FÉLIX VALLOTTON
(1865-1925) M
ORANGES ET MYOSOTIS
Öl auf Leinwand
Oben links signiert
und datiert '14
81 x 65 cm
SCHÄTZUNG: 100,000-150,000 CHF
68,000-101,900 $
PROVENIENZ
Galerie Druet, PARIS (Nr. 8 293)
Galerie Paul Vallotton, LAUSANNE (Nr. 13 441)
LITERATUR
FÉLIX VALLOTTON, LIVRE DE RAISON, ZÜRICH 1938, Nr. 993
Im LIVRE DE RAISON ist dieses Gemälde beschrieben als NATURE MORTE MYOSOTIS D(AN)S UN POT DE GRÈS FONCÉ, UN PLAT À BARBE EN VIEUX NEVERS ET DEUX ORANGES, SUR UN TISSU BLEU TRÈS PÂLE, FOND PARAVENT VERT.
Marina Ducrey wird das Gemälde in den Oeuvrekatalog VALLOTTON aufnehmen.
"ICH BIN EIN
PAPIER-ARBEITER,
ALLERERSTEN
RANGES"
ADOLF WÖLFLI, 1930
Adolf Wölflis gesamtes, 25000 seitiges Werk ist in der "Irrenanstalt" Waldau zwischen 1899 und 1930 entstanden. Bereits Rainer Maria Rilke und Lou Andreas-Salomé waren von Wölflis Schaffen beeindruckt, der Surrealist André Breton bezeichnete es als "eines der drei oder vier wichtigsten Werke des 20. Jahrhunderts" und der französische Künstler Jean Dubuffet nannte ihn "le grand Wölfli". Heute ist seine Kunst gefragter denn je und wird weltweit ausgestellt und gesammelt.
Wölflis reale und imaginäre Karriere haben einen ähnlich steilen Verlauf genommen: Vom Verdingbub und Anstaltsinsassen zum Künstler - vom Knecht und Handlanger zu Skt. Adolf II. Adolf Wölfli wird 1864 in ärmsten Verhältnissen im Emmental geboren. Nachdem der Vater um 1869 die Familie verlässt, verarmen der kleine Adolf und seine Mutter endgültig. Sie werden in ihre Heimatgemeinde Schangnau zwangsumgesiedelt, getrennt und bei Bauern für Kost und Logis untergebracht. 1873 stirbt die Mutter. Wölfli wächst unter entwürdigenden Lebensumständen als Verdingbub bei verschiedenen Familien auf, kann aber die Grundschule besuchen. Später lebt er als Knecht, Handlanger und wandernder Arbeiter an verschiedenen Orten. Wegen seiner Armut scheitern alle Liebesverhältnisse. 1895 wird er infolge wiederholten Notzuchtversuchs zur Untersuchung seiner Zurechnungsfähigkeit in die Irrenanstalt Waldau bei Bern eingewiesen. Die Diagnose lautet auf Schizophrenie. 1930 stirbt Wölfli in der Waldau.
1899 entstehen laut Krankengeschichte die ersten Zeichnungen, die frühesten uns bekannten Werke stammen von 1904 und 1905. 1908 beginnt Wölfli mit der Niederschrift seiner Autobiographie, die bereits nach wenigen Seiten in einen fiktiven, 3000 seitigen Reisebericht übergeht. Aus dieser Kopfreise entwickelt Wölfli auf weiteren Tausenden von Seiten die Gründungsgeschichte der zukünftigen "Skt. Adolf-Riesen-Schöpfung": Wölfli eignet sich auf dem Papier Welt und Universum an und ernennt sich 1916 zu "Skt. Adolf II". Daran anschliessend zelebriert Wölfli auf weiteren 19000 Seiten seine grosse Schöpfung. Mittels Texten, Zeichnungen, Collagen, langen Berechnungen und musikalischen Kompositionen erbaut sich Wölfli eine einzigartige und in sich schlüssige Kopfwelt, in der er seine miserable Vergangenheit ins Glorreich-Abstrakte transponiert und die unbekannte Zukunft ins Grossartig-Mystische.
Parallel zu diesem erzählerischen Werk entstehen sogenannte Einblattzeichnungen, auch "Brotkunst" genannt. Im Gegensatz zum Erzählwerk, das als Ganzes zusammenbleiben muss, kann Wölfli diese Zeichnungen an Ärzte, Angestellte und Besucher verschenken, verkaufen oder gegen Farbstifte, Papier oder Tabak eintauschen. Inhaltlich stehen die Einblattzeichnungen in engem Bezug mit dem Erzählwerk, wobei Wölfli im Rückseitentext die Erklärungen dazu abgibt.
Die Lose Nr. 37 und 39 bis 43 sind klassische Einblattzeichnungen, wie sie Wölfli noch zu Lebzeiten verkaufte, wie sie bis heute gehandelt werden und sich in Museums- und Privatsammlungen befinden.
Bei Los Nr. 38 aus dem Jahr 1915 handelt es sich um ein frühes Exemplar, denn erst ab 1916 entstehen regelmässig Einblattzeichnungen.
Los Nr. 36 ist ein aussergewöhnliches Werk, Einblattzeichnungen in dieser Grösse und Ausformung sind selten.
DANIEL BAUMANN
KONSERVATOR DER WÖLFLI-STIFTUNG
KUNSTMUSEUM BERN
SEPTEMBER 2002
WIR DANKEN DANIEL BAUMANN FÜR DIE BEGUTACHTUNG DER WERKE, TRANSKRIPTION DER WÖLFLI-TEXTE SOWIE SEINE EINFÜHRUNG
EINE SCHWEIZER PRIVATSAMMLUNG
MIT ACHT ZEICHNUNGEN VON ADOLF WÖLFLI
(Lose 36-43)