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Angelika Kauffmann (1741-1807)

Currency:EUR Category:Everything Else / Other Start Price:NA Estimated At:20,000.00 - 27,000.00 EUR
Angelika Kauffmann (1741-1807)
CORDELIA FLEHT UM HILFE
Öl auf Kupfer
Unten links signiert
Verso ein alter Aufkleber Cordelia / For Mr. Birchall / No 473 Strand
31 x 26 cm (oval)
Schätzung: 30,000-40,000 CHF
20,000-27,000 €

Nachstich: Cordelia von Francesco Bartolozzi,
verlegt von James Birchall und G. Durand, 1784
Provenienz
Lord Spencer-Churchill, London

Ausstellung
Düsseldorf, Kunstantiquariat C.G. Boerner, Angelika Kauffmann und ihre Zeit, 1979, Nr. 121, 121 a (Nachstich)
Düsseldorf, Kunstmuseum, Angelika Kauffmann. Eine Retrospektive, 1989, Vgls.-Abb. Nr. 176 (Cordelia)

Literatur
Victoria Manners, G.C. Williamson, Angelica Kauffmann,
R.A. Her life and her works, London 1924, S. 182 (Gemälde), S. 223 (Nachstich)

Wie Dr. Bettina Baumgärtel in ihrem ausführlichen Gutachten schreibt, erhielt 1782 «die in Rom lebende Angelika Kauffmann von James Birchall den Auftrag, zwei literarische Szenen zu malen. Die Künstlerin wählte aus Shakespeares King Lear die bis dahin noch nicht dargestellte Szene der zu Gott flehenden Tochter Cordelia und eine nicht minder dramatische Szene aus Robert Dodsleys Theaterstück Cleone, die um ihren toten Sohn trauernde Cleone.
James Birchall war ein in London tätiger Verleger, der nach zahlreichen Gemälden von Angelika Kauffmann Punktierstiche von den führenden Stechern Englands herstellen liess. Sowohl die von Kauffmann erworbenen Gemälde als auch die Nachstiche wurden in seinem Londoner Geschäft am Strand Nr. 473 angeboten. Obwohl Cordelia und Eurydike kein zusammengehöriges Paar sind, erwecken sie den Eindruck als seien sie kompositionell und in ihrem jeweiligen ausdrucksstarken Pathos, einschliesslich der expressiven Gestik, spiegelbildlich aufeinander abgestimmt.
Während sich zahlreiche Künstlerkollegen von Angelika Kauffmann wie John Runciman, James Barry, Johann Heinrich Füssli oder Benjamin West allein für die Darstellung des geisteskranken Königs Lear interessierten, konzentrierte sich Kauffmann auf die weibliche Protagonistin, die von Lear verstossene Lieblingstochter Cordelia. Kauffmann wählte jenen einsamen Gebetsmoment, bevor Cordelia das tödliche Schicksal ereilt. Die verstossene Cordelia kehrt nach England zurück, um ihren Vater, der von den zwei weiteren unehrbaren Töchtern entrechtet und dem Elend preisgegeben wurde, zu retten. Der kundige Shakespeare-Leser weiss, dass Cordelia ein schreckliches Schicksal bevorsteht. Mit ihrem Vater zusammen wird sie gefangengenommen und noch bevor der inzwischen geläuterte Lear seiner Tochter seine Einsicht von der wahren Tochterliebe offenbaren kann, wird diese im Kerker erhängt. Der zu spät gekommene Vater stirbt aus Schmerz über Cordelias Tod.»