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FERDINAND HODLER (1853-1918) M GENFERSEE MIT MONT-BLANC IN DER MORGENDÄMMERUNG Öl auf Leinwand Un...

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FERDINAND HODLER (1853-1918) M GENFERSEE MIT MONT-BLANC IN DER MORGENDÄMMERUNG Öl auf Leinwand Un...
FERDINAND HODLER
(1853-1918) M
GENFERSEE MIT MONT-BLANC IN DER MORGENDÄMMERUNG
Öl auf Leinwand
Unten rechts signiert
65 x 84,5 cm
SCHÄTZUNG: 1,500,000-2,000,000 CHF
1,021,000-1,400,000 $
PROVENIENZ
Galerie Moos, GENF
Galerie Mathiesen, BERLIN
Privatbesitz
Dieses Gemälde ist im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft unter der Nummer 67 541 archiviert.
1917 hatte Hodler seinem Biografen C. A. Loosli anvertraut: "Von nun an male ich nur noch was mich freut, denn auf Brotarbeit bin ich nun nicht mehr angewiesen." (C.A. Loosli, FERDINAND HODLER, 1921-1924, Bd. I,
S. 191/192). Seine Retrospektive im gleichen Jahr im Zürcher Kunsthaus war ein einziger Triumph. Aber im März 1918 schrieb er seinem Sohn Hector: "Bei mir zu Hause wimmelt es von Blumen. Ich habe Blumen bekommen erstens weil ich krank war, dann weil ich Ehrenbürger (von Genf) wurde, endlich weil ich Geburtstag hatte: 65 Jahre. Kurz was mich anbelangt, werde ich noch nicht sterben. In zehn Jahren vielleicht..." (Jura Brüschweiler, in: Ausstellungskatalog Kunstmuseum BASEL, FERDINAND HODLER, SELBSTBILDNISSE ALS SELBSTBIOGRAPHIE, 1979, S. 160). Das klingt euphorisch, denn bereits im Januar hatte Hodler, der an einem Lungenödem litt, seine Wohnung am Quai du Mont-Blanc nicht mehr verlassen. Die Atemnot zwang ihn sitzend zu schlaflosen Nächten. Und beim ersten Licht fing er die charakteristische Silhouette der Savoyerberge, die sich ihm vom Fenster seiner Wohnung aus darbot, zu malen an: in der Morgendämmerung (die
hier angebotene Fassung), bei Sonnenaufgang (Sammlung Pulitzer Jr.,
St. Louis, MISSOURI/USA, Abb. 2), mit rosa Wolken (Sammlung Staechelin, BASEL, Abb. 3), oder mit Schwänen (Musée d'art et d'histoire, GENF). Die gesamte Forschung ist sich einig, dass jene in den letzten Monaten, ja Wochen entstandenen Werke zum Eindrucksvollsten gehören, was Hodler überhaupt geschaffen hat. Dieser Zyklus zählt zu den bedeutendsten Reihenbildungen in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Jura Brüschweiler, der bei unserem Gemälde von einer "reifen Meisterleistung" spricht, schrieb etwa: "Il n'y a pas dans l'oeuvre de Hodler d'autres paysages qui atteignent à cette sérénité dans le sentiment, à cette plénitude dans la forme - dépouillée de tout artifice paralléliste - , à cette intensité expressive des couleurs qui rendent toutes les subtilités qu'appelle le passage de l'hiver au printemps... Et la volonté de magnifier jusqu'au dernier jour la beauté éternelle de la nature ajoute à ces paysages une inaltérable grandeur." (In: Ausstellungs-katalog Kunsthaus ZÜRICH, FERDINAND HODLER, LANDSCHAFTEN DER REIFE UND SPÄTZEIT, 1964, S. 17). Dieter Honisch fasste 1983 in einer Neubewertung über Hodler zusammen, dass es sich nicht um Landschaftsbilder, sondern um "Bild-landschaften" handle: "Thema ist für ihn nicht das Bild, sondern das zum Bild gewordene Motiv, der Bildgegenstand, der sich nicht anders verwirklichen kann als im Bild selbst... Die letzten Bilder, die er malt, sind von gesellschaftlichen und künstlerischen Diskussionen enthoben. Frei sind sie auch von persönlichen Ansprüchen und Selbstverwirklichungsversuchen.
Hodler gelingen transmediale Bilder. Er sieht die Landschaft, als sei
sie ein Bild, und er sieht das Bild, als sei es eine Landschaft. Alle seine Erfahrungen, seine Verzweiflungen und Ängste verbinden und erlösen sich in Bildern, die nichts anderes zum Gegenstand haben als sich selbst.
Die letzten Bilder Hodlers sind die Anschauung selbst. Eine ähnliche Radikalität ist zur gleichen Zeit nur bei Malewitsch oder sehr viel später bei Mark Rothko oder Barnett Newman zu finden." (Ausstellungskatalog Kunsthaus ZÜRICH, FERDINAND HODLER, 1983, S. 457, 458).
Abb. 1
FERDINAND HODLER VOR SEINEM ATELIER, MÄRZ 1918
Abb. 2
FERDINAND HODLER
DER GENFERSEE MIT MONT-BLANC BEI SONNENAUFGANG, 1918
SAMMLUNG PULITZER JR., ST. LOUIS (MISSOURI/USA)
Abb. 3
FERDINAND HODLER
LE MONT-BLANC Aux NUAGEs ROSEs, MÄRZ 1918
SAMMLUNG RUDOLF STAECHELIN, BASEL